Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Umweltaktivistinnen und -aktivisten, Klimagerechtigkeitsbefürworterinnen und -befürworter sowie Mitglieder von Fridays for Future, mein Name ist Olga Karach, ich leite die belarussische Organisation „Unser Haus“ im Exil in Litauen.

Wir sind heute hier versammelt, weil unser Haus – unser gemeinsames Haus – mit verflochtenen Bedrohungen konfrontiert ist. Die Klimakrise und die Kriegsgefahr sind miteinander verwoben wie die Wurzeln eines einzigen Baumes. Der Kampf für eine saubere Umwelt lässt sich nicht vom Kampf für Frieden trennen. Nirgendwo wird dies deutlicher als in der belarussisch-baltischen Region. Vom ruhigen Fluss der Neris bis zu den salzigen Wellen der Ostsee ruft uns die Natur auf, sie vor Zerstörung zu schützen – und die Menschen vor der Gefahr des Krieges.

In dieser Sitzung lade ich euch ein, diesen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen. Es wird eine eindringliche Geschichte realer Probleme sein, gestützt auf wissenschaftliche Analysen – aber vor allem wird es ein Aufruf zum Handeln sein.

Wir sind nicht hier, um lediglich über Katastrophen zu sprechen – wir sind hier, um über Lösungen zu reden. Darüber, wie jede und jeder von uns zum Helden für unser Land, unsere Flüsse und unser Meer werden kann. Darüber, wie wir künftigen Generationen Frieden und ein lebenswertes Klima hinterlassen können.

Beginnen wir mit dem Herzen unseres Landes – seinen Flüssen und Wäldern, den Gaben der Natur, die das Leben erhalten.

Der Fluss Neris: Eine lebendige Arterie, kein militärischer Kanal

Stellt euch einen Fluss vor, der seit Tausenden von Jahren frei fließt, seine Ufer formt und die Wälder und Wiesen entlang seines Laufs mit Leben versorgt. Dieser Fluss – die Neris (Wilija) – ist einer der größten und noch relativ ungezähmten Flüsse in dieser Region Europas. Ihr Wasserstand und ihre Strömung ändern sich mit den Jahreszeiten, im Frühling schwillt sie an, im Sommer wird sie flacher. Ihre Ufer sind gesäumt von Auenwäldern, und ihre gewundenen Mäander schaffen einzigartige Lebensräume für Vögel und Fische. Wissenschaftler beschreiben die Neris als einzigartig – einer der wenigen großen, natürlichen Flüsse, die in Europa noch erhalten geblieben sind.

Doch heute ist die Neris einer akuten Bedrohung ausgesetzt. Das litauische Verteidigungsministerium plant, ihren Lauf zu verändern: umfangreiche Baggerarbeiten sollen den Fluss vertiefen, Steine entfernt, Mäander begradigt werden – all das, um ihn für Frachtschiffe und sogar für militärische Transporte im Falle einer Evakuierung von Menschen schiffbar zu machen. Ihr habt richtig gehört: Dieser Fluss wird als Evakuierungsroute für Litauer nach … Russland in einem möglichen Kriegsfall mit Russland in Betracht gezogen. Eine mehr als fragwürdige Idee! Wird die Natur erneut den Ambitionen der Militarisierung geopfert?

Wissenschaftler der Universität Vilnius schlagen Alarm. Sie warnen, dass diese Eingriffe der Neris irreparablen Schaden zufügen und Litauen sowie die EU gegen ihre eigenen Umweltverpflichtungen verstoßen. Warum? Weil jede Vertiefung und Begradigung des Flussbetts sein empfindliches Gleichgewicht stört. Die Beschaffenheit der Ufer wird sich verändern, die Fließgeschwindigkeit wird sich verschieben, Überschwemmungsgebiete werden verschwinden, und die natürlichen Mäander werden sich nicht mehr bilden – der Fluss wird seine lebendige Seele verlieren. Die einzigartige Landschaft des Neris-Tals, die unter Natura 2000 als wichtiger Migrationskorridor geschützt ist, wird schwer beschädigt. Anstelle eines wilden, freien Flusses riskieren wir, einen Entwässerungsgraben zu schaffen.

Besonders empörend ist, dass Mittel, die eigentlich für den Naturschutz gedacht sind, für dieses zerstörerische Projekt umgewidmet werden könnten. Berichten zufolge sollen bis zu 20 Millionen Euro aus dem Natura 2000-Programm der EU (das dem Schutz der Natur dient!) für die Vertiefung der Neris eingesetzt werden. Das bedeutet, dass Geld, das für den Umweltschutz bestimmt ist, genutzt werden könnte, um einen Fluss in eine militärische Wasserstraße zu verwandeln. Der Bürgermeister von Vilnius hat offen erklärt, dass er den Fluss als Evakuierungsroute und Transportkorridor für militärische Fracht ansieht, mit dem Argument, dass eine Wasserstraße in einem Konflikt schwer zu blockieren oder zu zerstören sei. Stellt euch das vor: Ein Fluss, der als Kriegsinstrument betrachtet wird.

Wir sind nicht gegen den Schutz von Menschen – aber bedeutet wahre Sicherheit, dass wir die Natur zerstören? In Zeiten des Klimawandels sind Flüsse unsere Rettung: Sie kühlen die Luft, versorgen Felder mit Feuchtigkeit. Wenn wir sie jetzt zerstören, schwächen wir unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Dürren und Hitzewellen in der Zukunft.

Was können wir tun?

Anstatt die Neris in einen Kanal zu verwandeln, müssen wir sie in ihrem natürlichen Zustand bewahren. Wissenschaftler schlagen vor, die Neris aus Transportprojekten auszuklammern und die Schifffahrt auf kleine, umweltfreundliche Tourismusboote zu beschränken. Lasst uns diesen Aufruf unterstützen. Das ist kein Rückschritt – es ist ein Schritt nach vorn hin zu einer klügeren Umweltpolitik.

Wir können nachhaltigen Tourismus, wissenschaftliche Forschungsstationen und geschützte Naturparks entlang der Neris entwickeln, die Arbeitsplätze und Wissen schaffen, ohne den Fluss zu zerstören. Fordern wir die litauische Regierung und die EU auf, diese Pläne zu überdenken. Keine Panzer und Frachtschiffe sollten die Otter und Reiher in unseren Flüssen ersetzen!

Indem wir die Neris frei fließen lassen, setzen wir ein Beispiel für Klimagerechtigkeit in Aktion – dort, wo die Interessen der Ökosysteme und Gemeinschaften über kurzfristige Gewinne gestellt werden. Und das ist der erste Schritt zum Frieden: Wer die Erde respektiert, lernt auch, einander zu respektieren.

Doch leider ist die Bedrohung für den Fluss nicht der einzige Schatten, der über unserer Region liegt. Eine andere, noch dunklere Gefahr bedroht uns alle – die Strahlengefahr.

Radioaktive Bedrohungen: Von Tschernobyl zum neuen nuklearen Risiko

Belarussen, Litauer und Ukrainer kennen die Folgen einer nuklearen Katastrophe aus erster Hand. 1986 vergiftete die Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl Land und Gewässer über Tausende von Kilometern. Der Süden von Belarus trägt bis heute die Narben dieser Tragödie: kontaminierte Böden, verlassene Dörfer, Krankheiten, die über Generationen hinweg weitergegeben werden. Wir wissen, was es bedeutet, mit einer unsichtbaren Bedrohung zu leben – wenn der Wind selbst den Tod bringen kann. Für uns ist Klimagerechtigkeit ohne nukleare Sicherheit undenkbar, denn Umweltkatastrophen und Strahlenrisiken sind untrennbar miteinander verbunden.

Doch heute taucht eine neue Gefahr auf: die Stationierung von Atomwaffen in Belarus. Erstmals seit dem Kalten Krieg könnten nukleare Sprengköpfe auf belarussischem Gebiet stationiert werden. Dies wird als Schutzmaßnahme, als „Sicherheitsgarantie“, dargestellt. Doch nennen wir es, was es ist: Jede Nuklearwaffe in unserer Region macht uns zur Zielscheibe und setzt alles Leben einem tödlichen Risiko aus. Experten warnen, dass im Falle eines Konflikts nukleare Lagerstätten in Belarus die ersten Angriffsziele wären. Das ist kein Schutz – das ist eine direkte Gefahr. Ein einziger Fehler, und unser Land könnte sich in eine nukleare Wüste verwandeln.

Stellt euch die Konsequenzen vor: Die Detonation auch nur einer taktischen Nuklearwaffe bedeutet Feuer, Strahlung, die keine Grenzen kennt, und radioaktiven Fallout, der Flüsse und Böden vergiftet. Es bedeutet, dass Menschen in einem Augenblick alles verlieren. Es bedeutet Jahrzehnte – wenn nicht Jahrhunderte – unbewohnbaren Landes. Weder Ökosysteme noch Landwirtschaft könnten sich von einer solchen Zerstörung erholen. Angesichts eines Atomkriegs werden Nachhaltigkeit und Klimaanpassung bedeutungslos – es gäbe nichts mehr zu schützen.

Über die unmittelbare Gefahr hinaus untergräbt die Eskalation der nuklearen Bedrohung die weltweiten Friedensbemühungen. Spannungen zwischen Staaten nehmen zu, Rüstungskontrollverträge zerfallen. Doch genau Zusammenarbeit ist essenziell für den Klimaschutz. Wir können den Klimawandel nicht effektiv bekämpfen, wenn Staaten an der Schwelle eines militärischen Konflikts stehen und ihre Ressourcen in ein Wettrüsten statt in ökologische Lösungen stecken.

Entscheidend ist: Das belarussische Volk hat nie nach diesem nuklearen Schutzschild gefragt. Unabhängige Umfragen zeigen, dass fast 80 % der städtischen Belarussen gegen die Präsenz von Atomwaffen in ihrem Land sind. Das ist verständlich – niemand will auf einer tickenden Zeitbombe leben.

Als Umweltaktivisten müssen wir uns mit ihnen solidarisieren: Keine Atomwaffen in unserer Region! Belarus muss eine nuklearfreie Zone bleiben, wie es in den 1990er Jahren war. Jeder Schritt in Richtung Atomwaffenstationierung muss nicht nur von Menschenrechtsaktivisten, sondern auch von Umweltschützern und Klimaschützerinnen weltweit abgelehnt werden.

Was können wir tun?

Wir müssen laut und deutlich sagen: „Unser Klima braucht keinen nuklearen Winter!“ Fordern wir von den Weltführern, zu Verhandlungen über Rüstungskontrolle zurückzukehren. Unterstützen wir globale Kampagnen zur Reduzierung von Atomwaffen – von den Vereinten Nationen bis hin zu Bewegungen wie ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen). Verbreiten wir die einfache Wahrheit: Jede Nuklearwaffe in unserer Nähe ist ein direkter Angriff auf die Klimasicherheit, denn ein einziger unüberlegter Schritt kann eine Umweltkatastrophe von globalem Ausmaß auslösen.

Erinnern wir uns daran, dass Wissenschaftler warnen: Selbst ein begrenzter Atomkrieg könnte einen „nuklearen Winter“ auslösen – eine plötzliche Abkühlung des Klimas, Missernten und Hungersnöte auf der ganzen Welt. Wollen wir wirklich zulassen, dass die Erde unter nuklearem Ascheregen einfriert, während wir gleichzeitig gegen die globale Erwärmung kämpfen?

Nein. Unsere Antwort muss Abrüstung im Namen des Lebens sein. Eine friedliche Region, frei von der Bedrohung nuklearer Zerstörung, ist die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft. Statt mit Atombomben zu spielen, sollten wir uns auf erneuerbare Energien, Bildung und Gesundheitsversorgung konzentrieren – auf alles, was Gesellschaften wirklich sicherer und lebenswerter macht.

Dieser Aufruf ist direkt mit einer weiteren dringenden Herausforderung verbunden: der Ostrowez-Kernkraftanlage, einem Projekt, das seit Jahren große Besorgnis bei den Nachbarn von Belarus und den Belarussen selbst auslöst.

Ostrowez AKW: Eine tickende ökologische Zeitbombe?

Im Nordwesten von Belarus, nur 40 Kilometer von Vilnius entfernt, ragen zwei massive Kühltürme in die Landschaft – das Kernkraftwerk Ostrowez (BelNPP). Auf den ersten Blick scheint Kernenergie eine kohlenstoffarme Lösung zu sein – wo also liegt das Problem? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie und wo dieses Kraftwerk gebaut wurde. Litauen und internationale Experten haben wiederholt davor gewarnt, dass das Projekt unter schwerwiegenden Verstößen gegen Sicherheitsstandards umgesetzt wurde.

Beginnen wir mit dem Standort. Nach der Fukushima-Katastrophe empfahl die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), keine Kernkraftwerke in einem Umkreis von 100 Kilometern um große Städte zu errichten. Doch Belarus wählte einen Standort, der nur 40 Kilometer von der Hauptstadt eines Nachbarlandes – Vilnius – entfernt liegt. Dies verstößt gegen eines der grundlegenden Prinzipien der nuklearen Sicherheit. Man stelle sich vor: Im Falle eines schweren Unfalls im AKW Ostrowez wären Vilnius und bis zu ein Drittel der litauischen Bevölkerung direkt betroffen. Auch die belarussische Stadt Ostrowez und die Region Grodno befänden sich in der Gefahrenzone. Millionen Menschen könnten sich plötzlich in einer potenziellen Sperrzone wiederfinden, falls etwas schiefgeht.

Und leider gibt es viele Gründe zur Besorgnis. Schon während der Bauphase kam es zu mehreren Zwischenfällen: 2016 wurde ein Reaktordruckbehälter aus einer Höhe von vier Metern fallengelassen, es gab strukturelle Einstürze und Explosionen von Transformatoren. Die belarussischen Behörden und Auftragnehmer (das russische Staatsunternehmen Rosatom) vertuschten diese Vorfälle häufig und ersetzten beschädigte Ausrüstung, ohne transparente öffentliche Berichterstattung. Diese Kultur der Geheimhaltung – oder vielmehr das Fehlen einer Sicherheitskultur – wirft ernsthafte Bedenken auf.

Bis heute wurden nicht alle EU-Stresstest-Empfehlungen umgesetzt, und auch die Bedenken internationaler Experten in Bezug auf die Sicherheit wurden nicht vollständig ausgeräumt. Das Kraftwerk produziert bereits Strom, doch das Vertrauen in seine Sicherheit bleibt gering. Die Nachbarländer weigern sich, die Energie zu kaufen, da sie befürchten, dass der Preis dafür inakzeptabel ist – ein potenzielles radioaktives Risiko.

Über die Gefahr eines Unfalls hinaus gibt es erhebliche Umweltprobleme. Das Kraftwerk nutzt Wasser zur Kühlung, was sich auf den nahegelegenen Fluss Neris/Viliya auswirkt – denselben Fluss, der bereits durch Vertiefungspläne bedroht ist. Die erhöhte Wassertemperatur könnte das Ökosystem des Flusses destabilisieren. Zudem produziert das Kraftwerk radioaktiven Abfall: verbrauchte Brennstäbe, die über Hunderte von Jahren sicher gelagert werden müssen. Doch die entscheidende Frage ist: Hat das derzeitige belarussische Regime einen realistischen Plan zur Entsorgung des Atommülls? Bislang gibt es darauf keine klare Antwort. Höchstwahrscheinlich wird der Abfall direkt auf dem Kraftwerksgelände gelagert, wodurch Ostrowez faktisch zu einem radioaktiven Endlager wird. Strahlungsgefahren entstehen nicht nur durch mögliche Unfälle – auch schlecht verwalteter Routinebetrieb kann Risiken mit sich bringen.

Als Umweltbewegung müssen wir uns mit Litauen und der internationalen Gemeinschaft solidarisieren und ihre Forderungen in Bezug auf das AKW Ostrowez unterstützen. Diese Forderungen sind berechtigt: vollständige Transparenz und Sicherheit – oder die Stilllegung des Kraftwerks. Im Jahr 2019 entschieden die Vertragsstaaten der Espoo-Konvention (zum grenzüberschreitenden Umweltrecht), dass Belarus gegen die Verfahrensvorschriften verstoßen hat, indem es Ostrowez als Standort auswählte, ohne ordnungsgemäße Konsultationen durchzuführen. Dies bedeutet, dass der Bau aus rechtlicher Sicht illegitim war. Wir müssen ein Moratorium für den Ausbau des Kraftwerks fordern (es sind zusätzliche Reaktoren geplant), bis der Standort als vollständig sicher eingestuft und alle Empfehlungen umgesetzt sind.

Wir dürfen kein russisches Roulette mit einem Atomreaktor an den Grenzen der EU spielen. Ja, Kernenergie ist eine souveräne Angelegenheit jedes Staates, aber wenn es um ein potenzielles zweites Tschernobyl geht, hat jedes Nachbarland ein Mitspracherecht. Wir erinnern uns: Die radioaktive Wolke von Tschernobyl machte nicht an Grenzen halt – sie zog dorthin, wohin der Wind sie trug. Sollte in Ostrowez morgen etwas passieren, könnte die radioaktive Wolke Vilnius, Minsk, Riga, Warschau – überallhin erreichen. Dies wäre eine gemeinsame Katastrophe – und deshalb müssen auch die Lösungen gemeinsam gefunden werden.

Was muss getan werden?

Als Umweltbewegung müssen wir uns mit Litauen und der internationalen Gemeinschaft solidarisieren und ihre Forderungen zum BelAKW unterstützen. Diese Forderungen sind legitim:

  • Volle Transparenz und Sicherheit – oder Stilllegung der Anlage.
  • Ein Moratorium für die geplante Erweiterung des Kraftwerks, bis der Standort als vollständig sicher gilt und alle Empfehlungen internationaler Experten umgesetzt sind.

2019 stellte die Espoo-Konvention (Übereinkommen zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung) fest, dass Belarus bei der Standortwahl von Ostrowez gegen Verfahrensvorschriften verstoßen hat. Das bedeutet: Aus rechtlicher Sicht war der Bau der Anlage illegitim.

Wir können und müssen fordern: Keine russische Roulette-Partie mit einem Atomreaktor an den EU-Grenzen!

Ja, Atomenergie ist eine souveräne Entscheidung eines jeden Staates. Doch wenn es um eine potenzielle zweite Tschernobyl-Katastrophe geht, haben alle Nachbarländer das Recht, mitzureden.

Wir erinnern uns: Die radioaktive Wolke von Tschernobyl machte nicht an Grenzen halt – sie breitete sich dorthin aus, wo der Wind sie hintrug.

Wenn – Gott bewahre – morgen in Ostrowez etwas passiert, könnte die radioaktive Wolke Vilnius, Minsk, Riga, Warschau – überallhin erreichen.

Dies wäre eine gemeinsame Katastrophe – also müssen auch die Lösungen gemeinsam gefunden werden.

Was muss getan werden?

Zunächst müssen wir internationale Überwachung des BelAKW fordern. Unabhängige Expertinnen und Experten der IAEO, der EU und der belarussischen Zivilgesellschaft müssen dauerhaften Zugang zur Anlage haben.

Zweitens müssen wir auf der Umsetzung aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen bestehen: zusätzliche Kühlsysteme, Modernisierung der technischen Ausstattung und Schulung des Personals nach höchsten globalen Standards.

Und vielleicht sollten wir die Frage ernsthaft stellen: Sollte das Kraftwerk geschlossen werden, wenn es nicht auf angemessene Sicherheitsstandards gebracht werden kann? Ja, dies ist eine politisch schwierige Entscheidung – aber erinnern wir uns: Litauen selbst hat sein Kernkraftwerk Ignalina stillgelegt, trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten, um die regionale Sicherheit zu gewährleisten und als Bedingung für den EU-Beitritt. Heute muss Sicherheit an erster Stelle stehen.

Der wichtigste Schritt: Investition in erneuerbare Energien

Warum wurde das BelAKW überhaupt gebaut? Die offizielle Begründung lautete: Energieversorgung und Unabhängigkeit.

Doch echte Unabhängigkeit bieten Solar-, Wind- und Bioenergie – ohne radioaktive Risiken. Hätte man die Milliarden, die in BelAKW geflossen sind, stattdessen in Solarparks auf den kontaminierten Böden von Polesien oder in Windparks in den Hügeln von Grodno investiert, wäre das Ergebnis sauberer, sicherer und nachhaltiger gewesen.

Wir müssen Ressourcen von der Atom- und fossilen Energie weglenken – hin zu grüner Energie.

Dies würde auch geopolitische Spannungen reduzieren, denn Konflikte um Energiequellen sind oft die Wurzel internationaler Krisen.

Fazit: Wir dürfen das BelAKW nicht ignorieren

Das Kernkraftwerk Ostrowez darf nicht ohne Kontrolle und öffentliche Aufmerksamkeit bleiben. Dies ist nicht nur eine politische Frage – es geht um Moral und Verantwortung gegenüber Menschen und künftigen Generationen.

Wir wollen nicht, dass die Geschichtsbücher in Zukunft von der nuklearen Katastrophe des Jahres 20__ berichten, die Belarus und Litauen verwüstete.

Wir können und müssen dies verhindern – indem wir jetzt handeln.

Doch über einzelne Gefahren hinaus – Flüsse, Kraftwerke – gibt es ein noch größeres Problem, das all diese Bedrohungen verbindet: die Militarisierung unserer Region, das Wettrüsten und seine Auswirkungen auf die Natur.

Militarisierung vs. Natur: Wenn Waffen wichtiger sind als der Planet

Es ist kein Geheimnis, dass die Spannungen in Osteuropa und der Ostseeregion in den letzten Jahren zugenommen haben. Die militärische Präsenz auf beiden Seiten der Grenzen hat sich verstärkt – Truppenbewegungen, Manöver, neue Stützpunkte.

Als Umweltaktivisten befassen wir uns normalerweise nicht mit Geopolitik… aber die Geopolitik befasst sich mit uns – Panzerketten zerreißen unsere Wälder, Raketen durchkreuzen unseren Himmel, Radarwellen stören die Vogelwanderungen.

Erinnern wir uns: Krieg ist immer ein Angriff auf die Umwelt.

Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, sahen wir brennende Öldepots, Explosionen in Chemiefabriken und tonnenweise ausgelaufenes Öl und Treibstoff, das Flüsse durch versunkene Schiffe verseuchte. In der nördlichen Ukraine wüteten durch militärische Aktionen Brände in der Sperrzone von Tschernobyl, die radioaktive Asche in die Luft freisetzten. Tausende Hektar Wälder und Steppen wurden durch Beschuss in Asche verwandelt. Die Treibhausgasemissionen aus diesen Bränden und Explosionen waren katastrophal. Experten schätzen, dass im ersten Jahr des Krieges die CO₂-Emissionen durch Kriegshandlungen höher waren als die jährlichen Emissionen vieler ganzer Staaten – verursacht durch Explosionen und den massiven Treibstoffverbrauch militärischer Maschinen.

Zum Glück ist unsere Region nicht im Krieg. Aber schon die Vorbereitungen auf einen hypothetischen Krieg richten Schäden an.

In Belarus finden regelmäßig groß angelegte Militärübungen statt; Soldaten und schwere Maschinen brauchen Übungsgelände, was bedeutet: Felder werden zertrampelt, Wildtiere aufgescheucht, Lebensräume zerstört. In Wäldern werden Schneisen für Schießplätze und Manöverzonen geschlagen. In Polesien entstehen neue Militäreinrichtungen – auf Land, das Naturschutzgebiet sein könnte.

Dasselbe geschieht in den baltischen Staaten: Die ausgeweiteten NATO-Trainingsbasen greifen oft in Naturräume ein. Der Lärm von Flugzeugen und Gewehrfeuer stört nicht nur Menschen, sondern auch Vögel, die gezwungen sind, ihre Nistplätze aufzugeben.

Der versteckte CO₂-Fußabdruck des Krieges

Es gibt auch eine globale Dimension: Das Militär gehört zu den größten Umweltverschmutzern der Welt. Studien zeigen, dass die Streitkräfte weltweit bis zu 5,5 % der globalen Treibhausgasemissionen verursachen – mehr als viele ganze Länder!

Doch paradoxerweise werden diese Emissionen in Klimaverträgen fast nie berücksichtigt. Als das Kyoto-Protokoll und das Pariser Abkommen verhandelt wurden, erhielten militärische Emissionen eine Ausnahme, da sie als „Sicherheitsangelegenheit“ eingestuft wurden.

Das Ergebnis? Eine massive Verschmutzungsquelle bleibt verborgen.

Wir schließen Kohlekraftwerke und steigen auf Elektroautos um, während Kampfjets und Panzer Tausende Tonnen Treibstoff verbrennen und die Klimakrise verschärfen. Das ist nicht nur ungerecht – es ist absurd.

Klimagerechtigkeit erfordert Transparenz vom Militär – kein Argument der nationalen Sicherheit darf es rechtfertigen, die Umweltzerstörung durch Armeen zu verschleiern.

Das toxische Erbe vergangener Kriege

Über die aktuellen Emissionen hinaus vergiften die Überreste vergangener Kriege weiterhin die Natur.

Die Ostsee war im 20. Jahrhundert eines der am stärksten militarisierten Gewässer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Tausende Tonnen Munition und chemische Waffen in ihren Tiefen versenkt.

Container mit Senfgas und Lewisit liegen seit über 70 Jahren auf dem Meeresboden – rostend, auslaufend.

Experten schätzen, dass sich 1,8 Millionen Tonnen konventioneller Munition und rund 5.500 Tonnen chemischer Waffen auf dem Meeresgrund der Ost- und Nordsee zersetzen – eine erschreckende Menge!

Diese Verschmutzung ist nicht nur historisch – sie vergiftet aktiv das Meeresleben.

In Gebieten, in denen chemische Waffen versenkt wurden, haben Wissenschaftler erhöhte Konzentrationen giftiger Substanzen, Massensterben von Fischen und genetische Mutationen festgestellt.

Die Ostsee leidet bereits unter Eutrophierung (sauerstoffarmen „Todeszonen“ durch übermäßige Düngemittel), und nun droht eine weitere Krise – versunkene Bomben, die buchstäblich tickende Zeitbomben sind.

Und was sehen wir heute?

Anstatt sich global für die Beseitigung dieses toxischen Erbes einzusetzen, verstärken die Länder ihre militärische Präsenz in der Ostsee.

Marineübungen und Unterwasserexplosionen nehmen zu.

Jede Detonation erschüttert den Meeresboden und könnte toxische Sedimente aufwirbeln.

Erst kürzlich führte die mysteriöse Sabotage der Nord-Stream-Gaspipelines zu einem der größten einzelnen Methan-Ausstöße in der Geschichte – einige Schätzungen gehen von 300.000 bis 500.000 Tonnen Methan aus, einem der stärksten Treibhausgase.

Dieser Vorfall ereignete sich in der Ostsee, im Kontext zunehmender militärischer Spannungen.

Das ist ein klares Beispiel: Krieg ist der Feind des Klimas.

Gesprengte Pipelines = beschleunigte Erderwärmung.

Genug Warnungen – das Urteil ist klar

Für mich ist die Schlussfolgerung eindeutig: Militarisierung zerstört sowohl den Frieden als auch den Planeten.

Statt Waffen zu horten, sollten wir Wälder pflanzen und erneuerbare Energien entwickeln.

Statt Minen ins Meer zu legen, sollten wir Meeresschutzgebiete schaffen.

Statt Raketenabschussbasen zu bauen, sollten wir Nationalparks erweitern.

Was können wir tun?

Dies ist ein schwieriges Feld für basisnahe Aktivisten, denn schließlich nehmen Generäle keine Befehle von Umweltaktivisten entgegen. Doch wir können die öffentliche Meinung und Regierungen beeinflussen.

  1. Fordern wir Umweltverträglichkeitsprüfungen für alle militärischen Aktivitäten. Kein Militärmanöver sollte ohne eine ökologische Bewertung stattfinden! Wenn Übungen geplant sind, muss die Öffentlichkeit fragen: Welche Auswirkungen hat das auf die Vögel? Auf das Wasser? Auf die Wälder?
  2. Setzen wir uns dafür ein, dass militärische CO₂-Emissionen offengelegt und reguliert werden. Armeen müssen ihren CO₂-Fußabdruck transparent machen. Das Pariser Klimaabkommen sollte geändert werden, um eine verpflichtende Berichterstattung über militärische Emissionen und Reduktionsziele einzuführen.
  3. Fördern wir die Idee, dass die Ostsee ein Meer der Zusammenarbeit, nicht der Konfrontation sein sollte. Es gibt bereits regionale Initiativen wie HELCOM, in denen NATO- und Nicht-NATO-Staaten gemeinsam am Schutz des Meeres arbeiten. Diese Bemühungen müssen gestärkt werden. Statt eines Wettrüstens lasst uns ein Wettrennen zur Wiederherstellung der Umwelt beginnen!

Warum nicht eine internationale Task Force einrichten, um zumindest einen Teil der versunkenen chemischen Waffen zu bergen? Ja, das wäre teuer und schwierig – aber wäre es wirklich teurer oder gefährlicher als der Bau neuer U-Boote?

Jede und jeder von uns kann diese Fragen an Regierungen und in der eigenen Gemeinschaft stellen.

Wir sind die Öffentlichkeit – und die öffentliche Meinung bestimmt Prioritäten.

Wenn Politiker sehen, dass den Menschen saubere Flüsse und Meere wichtiger sind als militärische Macht, werden sie ihre Politik überdenken.

Wir müssen zeigen, dass wahre Sicherheit nicht nur aus Panzern besteht – sondern aus Bäumen. Nicht nur aus Raketen – sondern aus Meeresleben.

Die Ostsee: Geisel des Konflikts oder Plattform für Zusammenarbeit?

Ich möchte diesen Punkt betonen: Die Ostsee ist unser gemeinsames, unbezahlbares Becken – ein geschlossenes und empfindliches Ökosystem. Hier kreuzen sich die Interessen vieler Nationen, und jeder Konflikt hinterlässt Spuren in ihrer Ökologie. Doch das Gegenteil ist ebenso wahr: Zusammenarbeit beim Schutz des Meeres kann eine Brücke zum Frieden sein.

Heute leidet die Ostsee unter Verschmutzung und Klimawandel. Ihre Gewässer erwärmen sich, wodurch sich die marinen Ökosysteme verändern. Große Raubfische sind durch Überfischung fast verschwunden. Entlang des Meeresbodens und der Küsten finden wir verstreute Überreste des Krieges – Bomben, giftige Abfälle und versunkene Munition. Erinnern wir uns: Während des Kalten Krieges wurde die Ostsee einst als „Meer des Friedens“ bezeichnet. Es gab sogar den Vorschlag, sie zur atomwaffenfreien Zone zu erklären.

Lasst uns diese Idee auf eine neue Ebene bringen: die Ostsee als Modell, in dem Nationen Konflikte beiseitelegen und gemeinsam Umweltprobleme lösen.

Können wir jeden Krieg direkt mit jeder Umweltkatastrophe verknüpfen?

Vielleicht nicht immer in direkter Weise. Aber eines ist klar:

  • Wenn Menschen kämpfen, kümmert sich niemand um Kläranlagen.
  • Wenn Raketen fliegen, sortiert niemand seinen Müll.

Krieg entzieht Ressourcen und Aufmerksamkeit – beides wird jedoch dringend für den Schutz der Natur benötigt.

Schauen wir auf die nationalen Budgets:

  • NATO-Mitglieder sind verpflichtet, 2 % des BIP für Verteidigung auszugeben.
  • Russland erhöht seine Militärausgaben.

Doch wie viel wird für den Umweltschutz bereitgestellt? Deutlich weniger.

Jeder gebaute Panzer bedeutet ein fehlendes Abfallbehandlungszentrum, jeder finanzierte Kampfjet bedeutet ein unterfinanziertes Klimaprojekt. Ist das fair? Als Bürger müssen wir eine andere Prioritätensetzung fordern.

Die Ostsee als Modell für Abrüstung im Namen des Umweltschutzes

Die baltische Region könnte ein Modell für Abrüstung im Namen des Umweltschutzes werden.

Zum Beispiel könnten sich Nationen darauf einigen:

  • Ein Verbot von Militärübungen in großen Meeresgebieten.
  • Ein Verbot von Manövern während der Laichzeiten von Fischen.
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe in Schutzgebieten, um die Lärmbelastung für Meereslebewesen zu reduzieren.

Vielleicht klingt das nach einer unrealistischen Vision – aber einst schien es auch utopisch, chemische Verschmutzung zu verbieten, und doch haben wir heute die Helsinki-Konvention. Zusammenarbeit existiert bereits – warum sie nicht ausbauen?

Denn letztlich haben wir alle denselben Feind: die Klimakrise, den drohenden Umweltkollaps.

Und keine Rakete kann ihn aufhalten.

Nur durch Abrüstung und Zusammenarbeit können wir überleben.

Von Worten zu Taten: Ein gemeinsamer Weg zu Lösungen

Freunde, welche Lösungen und Schritte ergeben sich aus allem, was wir besprochen haben? Ich möchte euch einen konkreten Aktionsplan vorstellen – ein Manifest für Umweltaktivisten in Belarus, im Baltikum und darüber hinaus, denn diese Herausforderungen sind universell.

  1. Schutz von Flüssen und Ökosystemen vor Zerstörung. Wir müssen entschieden gegen Projekte vorgehen, die natürliche Lebensadern für kurzfristige Gewinne zerstören. Insbesondere im Fall des Flusses Neris müssen wir uns für die vollständige Streichung der Vertiefungspläne einsetzen. Unterstützt Wissenschaftler und NGOs, die sich für den Erhalt des Flusses engagieren. Falls alternative Transportwege erforderlich sind, investiert in Schienen- oder Elektroverkehr – aber lasst den Fluss unberührt. Fordert, dass Gelder aus dem Natura-2000-Programm tatsächlich für den Umweltschutz genutzt werden und nicht für Militarisierung. Im weiteren Sinne müssen wir jede geschützte Landschaft bewahren – sei es der Białowieża-Wald oder die Kurische Nehrung – vor jeder Form von Eingriffen, sei es militärisch oder wirtschaftlich.
  2. Eine atomwaffenfreie und strahlungssichere Region. Startet eine Kampagne gegen die Stationierung von Atomwaffen in Belarus. Informiert die Öffentlichkeit über die Risiken, arbeitet mit internationalen Organisationen zusammen und sorgt für weltweite Aufmerksamkeit. Gleichzeitig müssen wir auf eine Erhöhung der Sicherheitsstandards im Atomkraftwerk Ostrowez drängen: Transparenz, internationale Kontrolle und Verantwortlichkeit. Setzt euch für ein Moratorium für den Bau neuer Atomkraftwerke in der Region ein – zumindest solange, bis alle Sicherheitsfragen geklärt und eine verantwortungsvolle Entsorgung des Atommülls gewährleistet ist. Stattdessen sollten wir uns für gemeinsame Projekte im Bereich erneuerbarer Energien einsetzen. Warum bietet die EU Belarus keine Finanzierung für Windparks an, statt den Ausbau gefährlicher Atomenergie zu unterstützen? Dies könnte auch regionale Spannungen abbauen – denn Solarenergie explodiert nicht.
  3. Abrüstung und Dekarbonisierung im Namen des Klimas. Wir müssen fordern, dass militärische Emissionen in nationale Klimapläne aufgenommen werden. Jedes Land sollte jeden Liter Kerosin offenlegen, der von Militärflugzeugen verbrannt wird. Setzt euch für eine Reduzierung der Verteidigungsausgaben und eine Umverteilung der Mittel in den Klimaschutz und eine nachhaltige Wirtschaft ein. Weniger Panzer – mehr Elektrobusse. Weniger Raketen – mehr Windparks. Dies sollte nicht nur das Motto von Pazifisten sein, sondern auch von Klimaaktivisten. Unser Überleben hängt davon ab. Organisiert Aktionen, Bildungskampagnen und Informationsveranstaltungen – die direkte Verbindung zwischen Militarisierung und Klimakollaps offenzulegen, wird öffentlichen und politischen Druck für Veränderungen erzeugen.
  4. Eine saubere Ostsee ist eine gemeinsame Verantwortung. Wir müssen einen regionalen Dialog über ein gemeinsames Programm zur Reinigung der Ostsee initiieren. Dieses Programm muss Folgendes umfassen: die sichere Bergung oder Neutralisierung versunkener chemischer Waffen und Munition, die Reduzierung von Abwässern und landwirtschaftlichen Einträgen zur Bekämpfung der Eutrophierung sowie die Einrichtung grenzüberschreitender Meeresschutzgebiete, in denen militärische Aktivitäten verboten und der industrielle Fischfang eingeschränkt wird, um den Ökosystemen Zeit zur Erholung zu geben. Drängt die Regierungen, die Umwelt über politische Konflikte zu stellen. Erinnert sie an die Worte von Jacques Cousteau: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ Stirbt die Ostsee, gibt es keine Gewinner – nur Nationen, die verlieren.
  5. Solidarität und Bildung.Wir müssen Umwelt- und Friedensbewegungen vereinen. Glücklicherweise ist die heutige Jugend in beiden Bereichen aktiv – denkt nur daran, dass Klimademonstrationen oft auch Antikriegsparolen enthalten und umgekehrt. Diese Verbindung müssen wir stärken. Organisiert gemeinsame Foren zu „Klima und Frieden“, teilt Wissen und nutzt die Kraft der Bildung. In Schulen und Universitäten müssen wir lehren, wie militärische Konflikte Ökosysteme zerstören und wie nachhaltige Entwicklung Kriege verhindert. Die Menschen müssen verstehen: Frieden ist die Grundlage für Umweltstabilität, und Umweltstabilität ist die Grundlage für Frieden.

Eine Zukunft mit Frieden und Klimagerechtigkeit

Jeder dieser Schritte kann zu echter Veränderung führen. Ja, sie erfordern Mühe, Zeit und Durchhaltevermögen. Aber ist es nicht genau so, wie Geschichte gemacht wird? Ein einziger geretteter Fluss kann eine ganze Bewegung inspirieren. Die mutige Entscheidung eines Landes, auf Atomwaffen zu verzichten – so wie Belarus einst freiwillig sein sowjetisches Nukleararsenal aufgab – kann ein Wendepunkt sein. Ein gemeinsames Umweltprojekt zwischen zwei Staaten kann das Eis des Misstrauens brechen.

Liebe Freunde, manche mögen sagen: Es gibt zu viele Probleme – wie sollen wir sie alle lösen? Doch die Geschichte zeigt uns, dass die Menschheit in ihren dunkelsten Stunden immer einen Weg gefunden hat. Dies ist einer dieser Momente. Wir haben nicht das Recht aufzugeben. Wir sind diejenigen, die künftige Generationen fragen werden: „Was habt ihr getan, als die Welt am Abgrund stand – am Rand des Krieges, der Klimakatastrophe?“ Und wir müssen ehrlich antworten können: „Wir haben alles getan, was wir konnten. Wir haben gekämpft. Und wir haben gewonnen.“

Ich glaube an die Kraft der Menschen. Ich glaube, dass die Stimmen von Tausenden jungen Menschen, die für Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen, bereits die globale Politik verändert haben. Genauso wie die Stimmen der Friedensbewegungen immer wieder das Wettrüsten gestoppt haben. Jetzt ist die Zeit gekommen, diese beiden mächtigen Kräfte zu vereinen. Die Klimabewegung und die Friedensbewegung müssen zu einer einzigen Welle werden – zu einem Tsunami der Veränderung.

Stellt euch das Baltikum und Belarus in 20 Jahren vor: Der Fluss Neris fließt frei, Familien spazieren an seinen Ufern, Otter schwimmen in seinen Gewässern, und ein Schild verkündet: „Geschütztes Naturreservat – durch gemeinschaftliche Anstrengungen wiederhergestellt.“ Die Ostsee erstrahlt in Sauberkeit, während ein internationales Team das letzte Fass chemischer Waffen vom Meeresboden geborgen hat. Das Kernkraftwerk Ostrowez ist kein Kraftwerk mehr, sondern ein riesiger Solarpark, der die Region mit sauberer Energie und nachhaltiger Landwirtschaft versorgt. Belarus hat keine Raketen und keine Atombomben mehr, sondern Wälder, Naturschutzgebiete und sanften Tourismus. Besucher aus Nachbarländern überqueren ungehindert die Grenzen, genießen die Natur und haben die Feindseligkeit längst vergessen.Fantasie? Nein. Es ist erreichbar – wenn wir jetzt handeln.

Lassen Sie mich mit einfachen Worten abschließen: Frieden und die Erde sind eins. Man kann das eine nicht schützen, während man das andere zerstört. Lassen wir unser Motto sein: „Kein Klima – kein Frieden. Kein Frieden – kein Klima.“

Wir werden für beides kämpfen – und wir werden gewinnen, denn Wahrheit und Leben stehen auf unserer Seite.

Jede und jeder von euch ist ein entscheidender Teil dieses Kampfes. Unterschreibt Petitionen, geht auf Demonstrationen, klärt eure Nachbarn und Kollegen auf, unterstützt euch gegenseitig. Unsere Stimmen sind mächtiger als Bomben – denn sie schaffen Hoffnung, nicht Angst.

Danke, dass ihr zugehört habt. Lasst uns diese Inspiration in Taten umsetzen. Für die Neris. Für die Ostsee. Für den Frieden. Für das Klima.

Lasst unsere Kinder auf einer blühenden Erde leben – nicht in Ruinen. Und lasst sie sich an jene erinnern, die im Jahr 2025 den Mut hatten, aufzustehen und zu sagen: „Lasst es Frieden geben. Lasst es einen sauberen Planeten geben.“

Wir können das. Wir werden das tun – gemeinsam. Danke!

 

Olga Karach

Our House

Belarus

 

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