Seit 2023 werden belarussische Männer aktiv rekrutiert, um im Rahmen von Vertragsverpflichtungen in den russischen Streitkräften zu dienen, mit dem ausdrücklichen Ziel, sie im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen. Diese Rekrutierungskampagnen, die in sozialen Medien wie VKontakte und anderen digitalen Plattformen weit verbreitet beworben werden, bieten erhebliche finanzielle Anreize, soziale Vergünstigungen und die Aussicht auf eine beschleunigte russische Staatsbürgerschaft.

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Trotz der offensichtlichen Präsenz solcher Rekrutierungsmaßnahmen haben die belarussische Regierung und das Verteidigungsministerium keine erkennbaren Schritte unternommen, um diese Aktivitäten zu stoppen oder einzuschränken. Dies bedeutet eine stillschweigende Zustimmung zur Anwerbung belarussischer Staatsbürger für Russlands Krieg in der Ukraine. Das Fehlen öffentlicher Verurteilungen oder rechtlicher Maßnahmen gegen Rekrutierungsagenturen und Einzelpersonen, die an diesem Prozess beteiligt sind, signalisiert eine passive Duldung durch belarussische Staatsstrukturen und ermöglicht die kontinuierliche Mobilisierung belarussischer Männer für das russische Militär.
Darüber hinaus sind die Anzeigen für die Rekrutierung öffentlich zugänglich und weit verbreitet, was auf eine offizielle Toleranz – wenn nicht sogar eine Förderung – dieser Bemühungen hindeutet. Diese Praktiken werfen ernsthafte menschenrechtliche Bedenken auf, führen zu rechtlichen Unsicherheiten und potenziellen Verstößen gegen die internationalen Verpflichtungen von Belarus, insbesondere im Hinblick auf erzwungene Rekrutierung, wirtschaftlichen Zwang und Mitverantwortung für bewaffnete Konflikte.
Rekrutierungsmethoden und Anreize
Die Rekrutierungskampagnen richten sich gezielt an belarussische Männer, indem sie ihnen lukrative finanzielle Vergütungen, soziale Sicherheit und beruflichen Aufstieg versprechen, während die erheblichen Risiken des Kriegseinsatzes heruntergespielt werden.
Finanzielle und soziale Anreize
- Einmaliger Unterzeichnungsbonus: Bis zu 600.000 russische Rubel (€6.667).
- Monatliches Gehalt: Ab 210.000 Rubel (€2.300), mit zusätzlicher Kampfzulage.
- Todesfallentschädigung: 5 Millionen Rubel (€53.600) für die Familien gefallener Soldaten.
- Wohn- und Rentenleistungen: Zugang zu Dienstwohnungen, bevorzugte Rentensysteme und Steuervergünstigungen.
- Krankenversicherung und Einbürgerung: Rekruten wird eine umfassende medizinische Versorgung und ein beschleunigtes Verfahren zur Erlangung der russischen Staatsbürgerschaft für sich und ihre Familien versprochen.
Vertragsbedingungen und Verpflichtungen
- Mindestdienstzeit: Verträge erfordern mindestens ein Jahr Dienstzeit, oft mit automatischen Verlängerungsklauseln, die eine freiwillige Kündigung verhindern.
- Einsatz in Konfliktgebieten: Rekruten werden direkt in aktive Kampfzonen in der Ukraine entsandt, was ihr Risiko für Verletzungen, Tod oder Gefangenschaft erheblich erhöht.
- Eingeschränkte Austrittsmöglichkeiten: Die Kombination aus Vertragsverpflichtungen und dem russischen Teilmobilisierungsdekret macht es nahezu unmöglich, Verträge vorzeitig zu beenden, wodurch die Rekruten praktisch in einen langfristigen Militärdienst gezwungen werden.
Untätigkeit der Regierung und stillschweigende Zustimmung
Fehlende rechtliche oder politische Maßnahmen zur Eindämmung der Rekrutierung
Trotz der öffentlichen Verfügbarkeit von Rekrutierungsanzeigen und des weit verbreiteten Wissens über die Anwerbung belarussischer Staatsbürger für den Krieg in der Ukraine hat die belarussische Regierung keine Maßnahmen ergriffen, um diese Aktivitäten zu stoppen oder einzuschränken. Es gibt keine:
- Öffentlichen Erklärungen, die die Rekrutierung belarussischer Staatsbürger für Russlands Krieg in der Ukraine verurteilen.
- Gesetzlichen Initiativen zur Kriminalisierung oder Regulierung solcher Rekrutierungspraktiken.
- Ermittlungen oder Strafverfolgungen gegen Einzelpersonen oder Organisationen, die an der Rekrutierung beteiligt sind.
Offiziell geförderte Rekrutierungsanzeigen
Die Rekrutierung belarussischer Staatsbürger für die russischen Streitkräfte erfolgt nicht im Geheimen, sondern wird aktiv über offizielle Kanäle beworben:
- Staatlich kontrollierte digitale Plattformen und soziale Medien verbreiten Rekrutierungsbotschaften offen.
- Keine Einschränkungen oder Löschungen dieser Anzeigen, obwohl die belarussischen Behörden regelmäßig regierungskritische Online-Inhalte zensieren.
- Das Verteidigungsministerium schweigt zu dem Thema, ohne eine Beteiligung zu bestätigen oder zu dementieren, wodurch die Rekrutierung ungehindert weiterläuft.
Das Fehlen von Gegenmaßnahmen deutet auf eine Komplizenschaft auf höchster Regierungsebene hin und unterstreicht die direkte Rolle von Belarus bei der Unterstützung der russischen Kriegsanstrengungen in der Ukraine.
Gezielte Rekrutierung und gefährdete Bevölkerungsgruppen
Rekrutierer sprechen gezielt wirtschaftlich oder sozial benachteiligte belarussische Männer an und nutzen finanzielle Unsicherheit als Zwangsmittel.
- Altersgruppe: 18 bis 60 Jahre.
- Gesundheitsanforderungen: Allgemeine körperliche Fitness für den Militärdienst.
- Vorherige militärische Erfahrung: Bevorzugt, aber nicht erforderlich.
Die Rekrutierungskampagnen nutzen wirtschaftliche Not aus, indem sie hohe Gehälter, Boni und finanzielle Sicherheit versprechen, um Personen anzulocken, die sich ansonsten einer Teilnahme am Krieg verweigern würden.
Rechtliche und menschenrechtliche Verstöße
Die Rekrutierung belarussischer Staatsbürger für die Teilnahme am Krieg in der Ukraine verstößt gegen mehrere internationale Menschenrechtsverträge und gegen die belarussische Gesetzgebung.
Verstöße gegen belarussisches Recht
- Artikel 133 des Strafgesetzbuches von Belarus kriminalisiert Söldnertätigkeit. Obwohl der Dienst in der russischen Armee nicht ausdrücklich als Söldnertum gilt, setzt der rechtliche Graubereich Rekruten einem Strafverfolgungsrisiko aus.
- Das Versäumnis, die Rekrutierung zu regulieren, stellt eine grobe Fahrlässigkeit des Staates dar, seine Bürger vor militärischer Ausbeutung zu schützen.
Verstöße gegen internationales Recht
Recht auf Leben (Artikel 6, ICCPR & UDHR)
- Die belarussische Regierung ist mitverantwortlich für die Entsendung ihrer Bürger in den Krieg, ohne Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Sicherheit oder informierte Zustimmung zu gewährleisten.
Verbot von Zwangsarbeit (Artikel 8, ICCPR & ILO-Konvention Nr. 29)
- Die Rekrutierung durch wirtschaftlichen Zwang und eingeschränkte Vertragskündigung erfüllt die Kriterien für Zwangsarbeit und Menschenhandel.
Verletzung der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit (Artikel 18, ICCPR)
- Es gibt keine rechtlichen Mechanismen für Kriegsdienstverweigerung, sodass Rekruten keine andere Wahl haben, als zu kämpfen oder inhaftiert zu werden.
Einschränkungen der Bewegungsfreiheit (Artikel 12, ICCPR)
- Rekruten könnten Ausreiseverbote aus Belarus oder Einschränkungen bei der Rückkehr aus dem Militärdienst auferlegt werden, was ihr Recht auf Bewegungsfreiheit verletzt.
Die stille Komplizenschaft der belarussischen Regierung bei der Rekrutierung ihrer Bürger für Russlands Krieg in der Ukraine stellt einen schweren Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Der Staat muss dringend Maßnahmen ergreifen, um belarussische Bürger vor weiterer Manipulation, Zwang und lebensgefährlichem Kriegseinsatz zu schützen.
Credits Аnаdоlu Аgеnсу/Gеttу/ІWМ (Аrt.ІWМ РSТ 0318)