Heute ist etwas passiert, was niemals hätte passieren dürfen. Wir haben erfahren, dass Atomwaffen auf dem Gebiet von Belarus stationiert werden sollen. Genau jetzt, wo in Europa der grausamste Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg stattfindet, wo die internationale politische Lage bis zum Äußersten aufgeheizt ist, hat Wladimir Putin seine Entscheidung bekannt gegeben, Atomwaffen in Belarus stationieren zu wollen. Dies ist sein «Geschenk» an die Belarusen zum Tag der Freiheit.

Mit Schrecken haben wir erfahren, dass taktische Atomwaffen, die Russland gehören, bis zum 1. Juli 2023 in Belarus in speziellen Lagern stationiert sein werden. Die Russen werden die Atomwaffen nicht nur in unserem Land stationieren, sondern auch das belarusische Militär im Umgang mit ihnen ausbilden und sie einsetzen.

Ich würde sagen, das ist die erschreckendste Nachricht seit Beginn des Krieges im Februar des vergangenen Jahres. Ich kann nicht einmal sagen, was schlimmer ist: wenn Belarus mit seinen nicht-nuklearen Streitkräften in den Krieg eintritt oder wenn Belarus formell nicht in den Krieg eintritt, sondern zum Aufmarschgebiet für Atomwaffen wird.

Im zweiten Fall wird Belarus sowohl zum Teilnehmer als auch zur Geisel der nuklearen Erpressung des Kremls. Ein Teilnehmer in der gleichen Weise wie damals, als es zu einem Mitangreifer in Russlands Krieg gegen die Ukraine wurde, denn es ist klar, dass es unmöglich ist, ohne Lukaschenkas Zustimmung Atomwaffen in Belarus zu stationieren.

Eine Geisel, denn eine solche Entscheidung ist ein Tabu für eine Nicht-Atomnation, sie ist ein Verstoß gegen alle internationalen Abkommen über die Nichtverbreitung von Atomwaffen. Unter den Bedingungen der gegenwärtigen Konfrontation zwischen dem Osten und dem Westen macht sie Belarus zum Ziel eines Präventivschlags. Ich glaube, dass dieser Schlag nicht von der Ukraine geführt werden wird. Die Konfrontation nimmt hier eine andere Ebene an: nicht regional, sondern global.

Leider ist mir nicht bekannt, wo genau in Belarus die Einrichtung von Atomwaffenlagern geplant ist. Die Anwohner sollten jedoch so schnell wie möglich von dort wegziehen. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die NATO-Länder nicht warten werden, bis Putin seine Raketen dorthin bringt.

Eine letzte Sache. Die Zustimmung von Aliaksandr Lukaschenka zur Stationierung von Atomwaffen in Belarus beweist nur eines: Die Souveränität von Belarus ist verschwindend gering geworden. Was auch immer Lukaschenka Putin in Bezug auf die Stationierung von Atomwaffen in Belarus anbietet, solche Fragen werden nicht in Minsk entschieden. Nur Moskau ist in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen. Die Leichtigkeit, mit der sie Minsk untergeschoben wurde, zeigt: Unser Land hat seine Souveränität fast verloren.

Die schwarzen Zeiten sind angebrochen. Dennoch protestieren wir mit Nachdruck gegen die Stationierung von Atomwaffen auf dem Territorium von Belarus! Denn wir wollen leben! Wir wollen, dass unsere Liebsten leben! Wir wollen, dass alle Menschen in Belarus leben! Atomwaffen sind der Tod! Jede Waffe wird geschaffen, um eingesetzt zu werden, und heute ist die Bedrohung so hoch wie nie zuvor.

Olga Karatch

Unser Haus