Kürzlich waren die Kinder des Kindergartens Nr. 5 in Ostrovets am Tag der offenen Tür anlässlich des 85-jährigen Bestehens der Militäreinheit №7434 Ehrengäste, die einen Einblick in das Militärleben erhielten. Einige Kinder bekundeten am Ende der Veranstaltung ihr Interesse daran, Soldat zu werden.

Die Veranstaltung löste in der Öffentlichkeit gemischte Reaktionen aus: Die Kinder besuchten nicht nur eine Militäreinheit, sondern durften auch mit verschiedenen Waffen hantieren – von automatischen Gewehren bis hin zu Granatwerfern, die sie informell als „Bazookas“ bezeichneten. In diesem Jahr wurden diese Vorschulkinder zu den „jüngsten Schützlingen“ des Militärs, da die Einheit №7434 eine Mentorenrolle bei der Erziehung und Ausbildung der Kinder übernahm.

„Staatsbürgerlich-patriotische Erziehung“ durch den Umgang mit Waffen

Die Zusammenarbeit zwischen dem Kindergarten und der Militäreinheit geht auf eine Initiative der Kindergartenleiterin, Jelena Saikowitsch, zurück. Sie erklärte, dass der Schwerpunkt des pädagogischen Konzepts des Kindergartens auf der staatsbürgerlichen und patriotischen Erziehung liege und dass die Partnerschaft mit dem Militär dieses Konzept nahtlos ergänze.

„Wir haben Aktivitäten nicht nur für die Kinder, sondern auch für Erwachsene entwickelt, z. B. intellektuelle Spiele sowohl für Soldaten als auch für das Kindergartenpersonal“, so Saikovich.

Um die Beziehungen zum Militär zu verstärken, verwendete der Kindergarten außerbudgetäre Mittel, um Junior-Kadettenuniformen für die Kinder zu nähen. Außerdem werden Mitglieder des militärisch-patriotischen Clubs „Unity“ in die militärische Ausbildung der Kinder einbezogen.

Kinder, Waffen und Militärfahrzeuge

Die Besichtigung des Militärstützpunkts durch die Kinder war nicht nur wegen des Anblicks von Kampfmaschinen, sondern auch wegen der direkten Interaktion mit Waffen unvergesslich. Die jungen Teilnehmer schilderten ihre Eindrücke vom Umgang mit Sturmgewehren, der Inspektion von Granatwerfern und der Anprobe von Militäruniformen.

„Das Gewehr ist schwer, deshalb hat es auch einen Riemen“, erklärte der fünfjährige David.

Viele der Kinder waren von dieser Erfahrung begeistert. Die vierjährige Ksusha, die eine Militäruniform anprobierte, hat bereits beschlossen, dass sie wie ihr Vater zum Militär gehen möchte.

Kritik an der Militarisierung von Kindern

Die jüngsten Ereignisse in Ostrovets sind Teil eines breiteren Trends in Belarus, wo militaristische Elemente seit einiger Zeit systematisch in die Erziehung von Kindern integriert werden. Schulkindern wird das Marschieren beigebracht, sie werden mit militärischer Ausrüstung vertraut gemacht und nehmen an „Feldspielen“ teil. Die Einbeziehung von Vorschulkindern hat jedoch besondere Bedenken hervorgerufen.

Experten warnen davor, dass bei solchen Veranstaltungen die Grenze zwischen der Kindheit und einer Kultur der Militärverehrung verwischt und Kinder für ideologische Zwecke manipuliert werden. Anstatt sich spielerisch und kreativ zu betätigen, werden Kinder auf spielerische Weise mit der Welt der Waffen und der Gewalt konfrontiert, was sich möglicherweise auf ihre Weltanschauung und ihre psychische Gesundheit auswirkt.

„Wenn Kinder Waffen als etwas Aufregendes und Faszinierendes ansehen, fördert dies eine gefährliche Normalisierung von Gewalt“, so die Psychologen.

Was steckt dahinter?

Die Militarisierung von Kindern in Belarus spiegelt nicht nur die interne ideologische Haltung des Staates wider, sondern auch seine umfassendere Vorbereitung auf mögliche militärische Konflikte. Solche Programme fördern die Loyalität der jungen Generation gegenüber der Regierung, normalisieren die Anwendung von Gewalt und verstärken eine Kultur, die das Militär verehrt.

Die Gesellschaft muss sich fragen: Was für eine Zukunft stellen wir uns für unsere Kinder vor? Ist es das wert, eine unbeschwerte Kindheit zu opfern, um sie zu „jungen Patrioten“ zu formen? Vorfälle wie der in Ostrovets sind ein beunruhigendes Signal, das Aufmerksamkeit und kritische Reflexion erfordert.

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