Liebe Brüder und Schwestern,
Zum Fest der Auferstehung Christi sendet das Team von Unser Haus herzliche Ostergrüße an alle Christinnen und Christen — unabhängig von Konfession, Sprache, Tradition oder Herkunft.
Die Auferstehung Jesu ist der Triumph des Lebens über den Tod, des Lichts über die Dunkelheit, der Wahrheit über die Lüge.
Wir wünschen Ihnen Kraft, Standhaftigkeit und tiefen Glauben in diesen dunklen und herausfordernden Zeiten.
Möge Ihr Herz mit Hoffnung erfüllt sein und Ihre Seele vom Licht erhellt werden.
Doch gerade heute, wenn Millionen von Christinnen und Christen weltweit im Gebet vereint sind, sehen wir uns verpflichtet, die internationale Gemeinschaft daran zu erinnern, dass in Belarus das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit systematisch verletzt wird.
Religiöse Verfolgung in Belarus: Die Fakten
Verweigerung des Zugangs zu politischen Gefangenen für Geistliche
Geistlichen wird regelmäßig der Zugang zu politischen Gefangenen verweigert, insbesondere zu Personen in Untersuchungshaft. Besuche werden oft erst nach der Urteilsverkündung gestattet oder durch gerichtliche Anordnung vollständig untersagt – selbst in Fällen dringenden seelsorgerischen Bedarfs.
Verbot religiöser Literatur in Haft
Untersuchungs- und Strafanstalten lehnen routinemäßig den Empfang religiöser Materialien ab und senden Bibeln, Gebetbücher und andere religiöse Schriften zurück. In einigen Fällen wurden ganze Sendungen religiöser Literatur ohne Begründung zurückgeschickt.
Überwachung von Geistlichen und Zusammenarbeit mit Sicherheitsdiensten
Der KGB sammelt Listen mit „unzuverlässigen“ Geistlichen. Die Behörden überwachen Predigten, verhören religiöse Führer und verhaften Geistliche, die für Frieden beten, sich gegen Krieg und Gewalt äußern oder politische Ansichten vertreten.
Religiöse Einschränkungen und Demütigungen in Haft
Religiöse Gegenstände wie Kreuze oder Rosenkränze werden konfisziert – obwohl deren Besitz laut Gefängnisordnung erlaubt ist. Inhaftierte berichten, dass ihnen Kreuze bei Durchsuchungen oder bei der Einlieferung gewaltsam vom Hals gerissen wurden.
Verweigerung des Trauerns für politische Gefangene
Politischen Gefangenen wird zudem das Recht verweigert, um verstorbene Angehörige zu trauern oder an Beerdigungen naher Familienmitglieder teilzunehmen.
Ein historischer Präzedenzfall: Verurteilung des katholischen Priesters Henrikh Okolotovich wegen „Hochverrats“
Am 30. Dezember 2024 wurde der katholische Priester Pater Henrikh (Henadz) Okolotovich, Pfarrer der St.-Josef-Kirche in Wolozhin, vom Bezirksgericht Minsk zu 11 Jahren Haft in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt.
Ihm wurde „Hochverrat“ gemäß Artikel 356, Absatz 1 des belarussischen Strafgesetzbuchs vorgeworfen – eine Straftat, auf die in Belarus die Todesstrafe steht.
Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, ohne Medien, Beobachter oder Vertreter des Vatikans. Weder Bischöfe noch der Apostolische Nuntius erschienen zur Urteilsverkündung.
Laut dem Portal Katolik.life beruhte die Anklage auf unbewiesenen Vorwürfen, der Priester habe geheime Informationen weitergegeben, was dem Staat einen Schaden von etwa 1 Million Euro verursacht habe. Es wurden keine Beweise vorgelegt, und Pater Okolotovich bestritt jegliche Schuld.
Pater Henrikh zählt zu den angesehensten katholischen Geistlichen in Belarus, geboren im Dorf Nowaja Mysch (Region Brest).
Während der Sowjetzeit studierte er heimlich Theologie, wurde im Untergrund geweiht und half ab den 1980er-Jahren beim Wiederaufbau der katholischen Kirche in ländlichen Regionen. Er predigt auf Belarussisch und ist bekannt für seine Verbundenheit mit der nationalen Kultur.
Zum Zeitpunkt der Verurteilung war sein Gesundheitszustand kritisch: Herzinfarkt, Krebsoperation, und er benötigte kontinuierliche medizinische Betreuung.
Er befand sich seit über einem Jahr in Haft im KGB-Untersuchungsgefängnis.
Gläubige berichten, dass die Anklage auf falsch übersetzten Dokumenten, Drohungen und Erpressung basierte. In einem Brief aus der Haft schrieb Pater Henrikh:
„Ich bitte nur um Gebet. Ich bin unschuldig.“
An diesem heiligen Tag schweigen wir nicht
Wir erklären unsere Solidarität mit allen Christinnen und Christen in Belarus, unabhängig von Konfession.
Gewissens- und Religionsfreiheit ist kein Privileg — sondern ein grundlegendes Menschenrecht.
Niemand darf verfolgt werden, weil er betet, für den Frieden eintritt, ein Kreuz trägt, predigt oder Verstorbene beerdigt, die dem Regime missfallen haben.
Möge das Licht der Auferstehung die Dunkelheit erleuchten.
Ostern bedeutet Befreiung – und den Sieg des Guten über das Böse.
Mit Glauben, Hoffnung und Solidarität,
Ihr Team von Unser Haus