Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur die geopolitischen Spannungen verschärft, sondern auch die anhaltende Krise der Männlichkeit vertieft. Die Romantisierung des Militarismus, gepaart mit der Verherrlichung von Aggression und Kontrolle, hat das Bild der toxischen Männlichkeit als idealen männlichen Archetypus zementiert.

Dieses Modell, das auf Gewalt und Herrschaft beruht, hat tiefgreifende Auswirkungen auf Männer und Frauen. Der aktuelle Konflikt hat viele Männer in eine tiefe existenzielle Krise gestürzt, da sie sich mit einer Identität auseinandersetzen müssen, die Macht und Kontrolle über emotionale Verletzlichkeit und Empathie stellt. Die Auswirkungen dieser Krise ziehen sich durch die gesamte Gesellschaft und beeinträchtigen den sozialen Zusammenhalt, die Beziehungen zwischen den Geschlechtern und sogar die Aussichten auf eine langfristige Friedenskonsolidierung.

Die Krise der männlichen Identität und ihre breiteren gesellschaftlichen Auswirkungen

Die Verherrlichung der militarisierten Männlichkeit hat viele Männer in eine Identitätskrise gestürzt. Diese Krise ist nicht nur persönlich, sondern auch gesellschaftlich, mit weitreichenden Folgen für ganze soziale Gruppen. Patriarchalische Haltungen, die oft mit Militarismus einhergehen, tauchen wieder auf, sogar in Bereichen, die sich traditionell gegen solche Ideologien gewehrt haben. So zeigen beispielsweise die unabhängigen belarussischen Medien, die einst ein Ort des fortschrittlichen Diskurses waren, jetzt Anzeichen dafür, dass sie sich traditionalistische und patriarchalische Werte zu eigen machen. Männer, die nicht den Idealen einer militaristischen Männlichkeit entsprechen, wie z. B. diejenigen, die den Krieg ablehnen, oder diejenigen, die nicht den traditionellen Geschlechterrollen entsprechen, werden oft ausgegrenzt.The following groups are particularly affected by this identity crisis:

  1. Männer, die den Militarismus ablehnen: Wehrdienstverweigerer, Deserteure und diejenigen, die das Militär aus moralischen Gründen verlassen, sehen sich mit Entfremdung und gesellschaftlichem Druck konfrontiert. In einem Kontext, in dem militarisierte Männlichkeit gefeiert wird, werden Männer, die sich für einen gewaltfreien Weg entscheiden, oft stigmatisiert, was ihre Wiedereingliederung in das zivile Leben noch schwieriger macht.

  2. Verwundete Veteranen: Kämpfer, insbesondere diejenigen, die im Konflikt verletzt wurden, stehen vor erheblichen Hindernissen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Viele Veteranen, insbesondere die des Kalinovsky-Regiments und anderer ukrainischer Einheiten, kämpfen mit Schuldgefühlen, psychischen Problemen und gesellschaftlichem Druck. Das kulturelle Tabu, das das Thema psychische Gesundheit in den postsowjetischen Gesellschaften umgibt, macht es für diese Männer noch schwieriger, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sie brauchen.

  3. Ehemalige politische Häftlinge: Viele Belarussen, die wegen ihrer Opposition gegen die Regierung inhaftiert wurden und dann aus dem Land geflohen sind, stehen nun unter Druck, sich am militärischen Konflikt in der Ukraine zu beteiligen. Ihr Zögern, sei es aus Angst oder aus moralischen Bedenken, führt häufig zu einer Verurteilung durch die Protestgemeinschaft.

  4. LGBTQ+ Männer: Diejenigen, die nicht in die traditionelle Rolle des Beschützers oder Kriegers passen, werden ausgegrenzt und angefeindet. Die starren Geschlechternormen, die durch den Militarismus aufrechterhalten werden, schaffen ein Umfeld, in dem LGBTQ+-Männer, die diese Stereotypen in Frage stellen, zur Zielscheibe von weiterer Marginalisierung und Gewalt werden.

Auswirkungen auf Frauen: Die Ausbreitung von Gewalt und Ausgrenzung

Die Krise der Männlichkeit ist nicht auf Männer beschränkt, sondern hat auch tiefgreifende Folgen für Frauen. Die Verstärkung der toxischen Männlichkeit als dominantes männliches Ideal verschärft geschlechtsspezifische Gewalt und Ausgrenzung. Die Normalisierung von Gewalt in Kriegszeiten führt dazu, dass häusliche Gewalt heruntergespielt oder ignoriert wird, insbesondere wenn der Täter als Held angesehen wird, z. B. als ehemaliger Kämpfer oder politischer Gefangener. Frauen in solchen Beziehungen fällt es oft schwer, sich gegen Missbrauch auszusprechen, da ihre Partner gesellschaftlich verehrt werden und psychische Probleme wie PTBS mit einem Stigma behaftet sind.

  1. Häusliche Gewalt: Frauen in Familien, in denen der Mann als „Held“ des Konflikts angesehen wird, sind oft unkontrollierter häuslicher Gewalt ausgesetzt. Die Öffentlichkeit neigt dazu, solche Gewalt zu übersehen oder zu entschuldigen, vor allem wenn sie auf die psychologischen Narben des Krieges zurückzuführen ist, wodurch die Frauen verletzlich und ohne Unterstützung bleiben.

  2. Feindseligkeit gegenüber Migrantinnen: Frauen, die vor Gewalt in Belarus, Russland und der Ukraine fliehen, sind im Exil sowohl physischen als auch psychischen Angriffen ausgesetzt. Außerdem werden sie von staatlichen Geheimdiensten wie dem KGB und dem FSB überwacht, was ihre Gefährdung noch erhöht. Menschenrechtsverteidigerinnen, insbesondere solche, die im Exil arbeiten, sind ständigen Bedrohungen ausgesetzt und werden oft nicht angemessen unterstützt.

  3. Objektivierung und Ausschluss von der Entscheidungsfindung: Durch die Militarisierung der Männlichkeit werden auch Frauen aus den politischen und Entscheidungsprozessen ausgegrenzt. In Russland wurden Frauen dazu manipuliert, die Kriegsanstrengungen zu unterstützen, während feministische Stimmen, die für Frieden und Geschlechtersensibilität eintreten, unterdrückt oder falsch dargestellt werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, diesen feministischen Stimmen Gehör zu verschaffen, insbesondere jenen, die dem militaristischen Narrativ entgegenwirken.

  4. Vernachlässigung von Graswurzelinitiativen: Aktivistinnen, vor allem auf der Basisebene, sind überfordert. Sie müssen sich um Aufgaben kümmern, die früher vom Staat übernommen wurden, einschließlich der Unterstützung traumatisierter Menschen. Ihre Beiträge sind zwar wichtig, werden aber oft unterschätzt und nicht unterstützt, was zu einem weit verbreiteten Burnout führt.

  5. Marginalisierung von kriegstraumatisierten Frauen: Frauen, die direkt vom Krieg betroffen sind, entweder durch persönliche Traumata oder durch Unterdrückung, haben oft keine ausreichende psychische oder soziale Unterstützung mehr. Dies führt dazu, dass sie sich aus der Führungsrolle in ihren Gemeinschaften zurückziehen, was das Gefüge der Basisbewegungen weiter untergräbt.

Das Potenzial der internationalen Bewegung für Friedenskonsolidierung nutzen

Die internationale Friedensbewegung birgt ungenutztes Potenzial, um die Krise der Männlichkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft anzugehen. Organisationen, die über Fachwissen in den Bereichen Traumabewältigung, Konfliktlösung und soziale Wiedereingliederung verfügen, sind gut positioniert, um denjenigen zu helfen, die am stärksten von der Krise betroffen sind, darunter Kriegsdienstverweigerer, Deserteure und traumatisierte Kämpfer. Die regionalen Regierungen sind jedoch oft nicht in der Lage, die notwendige Unterstützung zu leisten, was die Notwendigkeit eines internationalen Engagements unterstreicht.

Empfehlungen für das weitere Vorgehen

Um die Krise der Männlichkeit und ihre breiteren gesellschaftlichen Auswirkungen zu bewältigen, ist ein vielschichtiger Ansatz erforderlich:

  1. Aktivierung der UN-Resolution 1325: Die Perspektive der Frauen muss in die Entscheidungsprozesse im Zusammenhang mit Frieden und Konfliktlösung einbezogen werden. Durch ihren Ausschluss werden nicht nur patriarchalische Machtstrukturen aufrechterhalten, sondern auch die Wirksamkeit von Friedenskonsolidierungsbemühungen eingeschränkt.

  2. Marginalisierte Männer unterstützen: Besondere Aufmerksamkeit muss den Männern gewidmet werden, die mit den patriarchalischen Erwartungen zu kämpfen haben, insbesondere den Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren. Die Bereitstellung von Instrumenten und Ressourcen für die soziale Wiedereingliederung dieser Männer ist entscheidend für die Überwindung der durch den Krieg verursachten gesellschaftlichen Kluft.

  3. Fokus auf Konfliktprävention und Traumaunterstützung: Die Bewältigung des Traumas von Kämpfern und ihren Familien ist von entscheidender Bedeutung, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Die Bekämpfung der häuslichen Gewalt, insbesondere in den Familien ehemaliger Kämpfer und politischer Gefangener, sollte eine Priorität sein.

  4. Graswurzel-Initiativen stärken: Basisorganisationen von Frauen, insbesondere solche, die sich auf Traumaarbeit konzentrieren, sind für die langfristige Friedenskonsolidierung unerlässlich. Diese Initiativen benötigen mehr Unterstützung, um Burnout zu verhindern und ihre kontinuierliche Arbeit zu gewährleisten.

  5. Feministische Ansätze fördern: Feministische Narrative müssen als Gegengewicht zum patriarchalischen Militarismus von Führern wie Wladimir Putin gestärkt werden. Die Stärkung feministischer Friedensstifterinnen kann die Resilienz gegen Militarisierung und Radikalisierung fördern.

Schlussfolgerung

Die Krise der Männlichkeit, die sich durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft hat, stellt eine erhebliche Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Friedensbemühungen dar. Indem wir internationale Friedensstifter, feministische Gemeinschaften und Basisbewegungen einbinden, können wir diese kritischen Fragen angehen und den Weg für eine friedlichere, integrative und geschlechtergerechte Zukunft ebnen.

Olga Karach

 

 

 

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