Am Sonntag, dem 30. November, entluden die Aktivistinnen und Aktivisten von „Unser Haus“ sowie die Freundinnen und Freunde dieser belarussischen Organisation, die ihre Arbeit im litauischen Exil unbeirrt fortsetzt, den nächsten, inzwischen zwanzigsten Lastwagen voller Hilfsgüter, den uns die deutsche Partnergruppe IGFM-Wittlich übermittelt hatte.
Wie sieht das aus?
Dieser Wagen fasst neunzig Kubikmeter Kisten, Säcke, Fahrräder und Lebensmittel. Unser Lager vor den Toren der Stadt kann zwei solcher Fuhren aufnehmen.
Womit lässt es sich vergleichen?
Merkwürdig zu bedenken: Das ungefähre Innenvolumen von Christoph Kolumbus’ „Santa María“ entsprach jenem unserer Fuhre – neunzig bis hundert Kubikmeter. Wie gut, dass wir nicht monatelang in solch engem Raum hausen müssen, uns von Fisch und Dörrfleisch ernährend, sondern nur die Lasten heben und ins Lager tragen, um dort Fleisch, Fisch, Zucker, Mehl, Grütze und all die anderen Gaben, die unsere Partner schickten, einzusortieren. Unser Lager vermöchte nicht nur die „Santa María“, sondern auch die „Niña“ und die „Pinta“ aufzunehmen.

Welche Rekorde sind gebrochen?
Dies ist eine Jubiläumsfuhre, die zwanzigste. Manche Wagen brachten achtzehn Tonnen, manche fünfzehn, und in der Summe hat „Unser Haus“ in fünf Jahren, seit Dezember 2020, nicht weniger als dreihundertdreiunddreißig Tonnen Hilfsgüter empfangen, entladen, geordnet und an Bedürftige verteilt.
An der Entladung nahmen auch politische Gefangene teil, die erst vor Kurzem aus Belarus nach Litauen gelangt und in die Freiheit entlassen worden waren.
Welche Rekorde sind nicht gebrochen?
Den vorherigen Wagen entluden wir in zweieinhalb Stunden – ein Geschwindigkeitsrekord für unsere Gemeinschaft, erreicht ohne jegliche Hilfsgeräte, drinnen wie draußen. Wir rufen jede Organisation zu einem ehrlichen Wettstreit auf: Wer eine volle Hilfsgüterfuhre in zweieinhalb Stunden entladen kann – trete hervor.
Diesmal blieb der Rekord unberührt: Winter, Schnee, Regen, unbequeme Kleidung – die Witterung sprach ihr eigenes Wort. Doch die Abläufe blieben gut geordnet, und für solche Breiten erzielten wir eine achtbare Zeit: von dreizehn Uhr bis sechzehn Uhr dreißig, wenig mehr als drei Stunden.
Warum am Sonntag?
So will es das Arbeitsrecht der Europäischen Union: Verlässt eine Fuhre Deutschland an einem Freitag, darf sie nicht länger als neun Stunden am Stück fahren, und der Fahrer hat anschließend zu ruhen. Daher trifft sie am Sonntag ein – uns sehr gelegen, denn die meisten Aktiven haben an diesem Tag Zeit, mit anzupacken.
Was kam an?
Wie zuvor bestand die Ladung aus
— Kleidung
— Schuhwerk
— Bettwäsche
— Küchenutensilien
— Möbeln
— Spielzeug
— Schulmaterial
— Haushaltwaren
Hinzu kamen diesmal Reinigungsmittel, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel – Speisen, wie sie auch Christoph Kolumbus willkommen gewesen wären. Seine Freude wäre groß gewesen, unsere ist es nicht minder.

Zur Erinnerung:
Die Fracht wurde von der deutschen Partnergruppe IGFM-Wittlich gesammelt, seit Langem ein treuer Gefährte von „Unser Haus“.
Wer kann diese Hilfe erhalten?
Wer bedürftig ist, komme zu uns. Wir sind keine Bürokraten; wir prüfen vor Ort und helfen, soweit es uns möglich ist. Im Gegenzug bitten wir um ein wenig Zeit: Jemand muss die Säcke und Kisten sortieren und ordnen, damit andere ebenfalls Hilfe finden.
Weitere Einzelheiten finden sich im Bericht über die sommerliche Rekordfuhre – dort erfährt man, wie viele Geflüchtete in Litauen leben, wie viele in der Welt, und wohin außer Vilnius die Wagen noch gelangten.
Welche Folgen kann es für euch und uns geben?
Die Folgen können zu einem „Folgeprozess“ führen. In Belarus ist die humanitäre Tätigkeit von „Unser Haus“ zur „extremistischen“ erklärt worden. Für die Entladung dieses wie der neunzehn vorangegangenen Lastwagen drohen allen Freiwilligen bis zu sieben Jahre Haft. Dennoch setzen die Menschen ihre Arbeit fort, denn sie wissen um die Notwendigkeit dieser Hilfe.
Darüber hinaus ist auch unser Telegram-Kanal, über den die Güter verteilt werden, zum „extremistischen Material“ erklärt worden, ebenso unsere übrigen sozialen Netzwerke, rund zwanzig an der Zahl. Unsere Leiterin, Olga Karatsch, wurde vom Regime zur Terroristin erklärt, in Abwesenheit heimlich verurteilt und zu zwölf Jahren Haft samt Vermögenseinzug verdammt. Eure Teilnahme bleibt anonym, sofern ihr nicht anderes wünscht.

Die belarussischen Behörden sind der Ansicht, humanitäre Hilfe sei Terrorismus.
Und zum Schluss ein Märchen aus dem Reich der Spione: Der belarussische Propagandakanal „Gelbe Pflaumen“, den Sicherheitskreise nähren, erklärte Olga Karatsch für eine Agentin des polnischen Geheimdienstes. Nach dem Warum verlange man besser keine Logik; sie wohnt dort nicht.
Ähnliche Artikel zu diesem Thema:
30 ukrainische Flüchtlinge erhielten humanitäre Hilfe von Unser Haus
Den Flüchtlingen eine helfende Hand reichen: Hoffnung und Hilfe durch humanitäre Hilfe von „Unser Haus“
Unser Haus und IGFM: humanitäre Hilfe für belarussische und ukrainische Flüchtlinge in Litauen
Humanitäre Hilfe der IGFM für belarusische und ukrainische Flüchtlinge nach Vilnius geliefert
LKW voller Hoffnung: IGFM Arbeitsgruppe Wittlich schickt humanitäre Hilfe an „Unser Haus“ nach Litauen für belarussische und ukrainische Geflüchtete
Solidarität in Aktion: Humanitäre Hilfe der IGFM-Wittlich für belarusische und ukrainische Flüchtlinge in Litauen

